Stefan in Australien
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Kultur & Kuriositäten
australische Tiere
Alice Srings to Darwin
Trip mit Kathrin
Big Day Out
Tasmanien
Western Australia


Nach vier Wochen Vorlesungen war ich Ende März schon wieder urlaubsreif und flog über Ostern für zehn Tage nach Westaustralien. Die Entfernungsvergleiche in europäischen Maßstäben spare ich mir dieses Mal. Nur soviel: der Flug von der Ost- an die Westküste über den ganzen Kontinent dauerte immerhin viereinhalb Stunden.


Wie gehabt ging's mit Virgin Blue dieses Mal nach Perth, der isoliertesten Millionanstadt der Welt. Mehr als die Hälfte der nur knapp zweimillionen Einwohner Westaustraliens leben hier. Dabei ist WA der größte Staat Australiens und siebenmal so groß wie Deutschland.


Leider war es an den eineinhalb Tagen, die ich in Perth hatte regnerisch und extrem schwül. Beides ist wohl für die Stadt ziemlich ungewöhlich. So habe ich wenig fotografiert und dafür umso mehr geschwitzt. Eine nette Abkühlung war da das Wasser vor dem Glockenturm, der eine Stunde lang wenig melodiös vor sich hinläutete.


Auch die Kängurus versammtelten sich bei der Hitze am Wasserloch.


Eine der Hauptattraktionen von Perth ist der King's Park, der nicht nur allerhand seltsame Pflanzen beherbergt, sondern am Ostersonntag auch ungefähr alle Einwohner, die in großen (Familien-)Kreisen den ganzen Tag lang picknicken.


So richtig aufregend fand ich die Stadt jedenfalls nicht, obwohl schlechtes Wetter am Ostersonntag auch sicher keinen repräsentativen Eindruck gegeben haben.


Also, was macht man bei schlechtem Wetter? Man geht ins Museum oder in die Goldgießerei. Als Resultat des Goldrausches Ende des 19. Jahrhunderts und seiner Abgeschiedenheit bekam Perth die außergewöhnliche Erlaubnis selbst Münzen herzustellen. Die Gießerei ist bis heute in Betrieb. So wurden hier die Medallien für die Olympischen Spiele in Sydney hergestellt, die neben vielen anderen glänzenden Gegenständen ausgestellt waren. Man konnte sich im Heben eines dicken Goldbarrens versuchen und als Show wurde noch einer live gegossen. Net schlecht!


Bei einem kleinen Abstecher nach Fremantle, einer kleinen historischen Stadt am Rande von Perth, sah ich nicht nur einige alte Gebäude - im Regen - sondern auch wo der Rest der Einwohner hingegangen war.

So war ich am Motagmorgen nach der zweiten Nacht in meinem schäbigen Hostel nicht traurig über die Abreise aus Perth und den Beginn meines Trips. Wie bereits im Northern Territory hatte ich eine Bustour gebucht. Dieses Mal ging's von Perth an der Westküste nach Exmouth nach Norden. Allerdings nicht mit weißhaarigen Herrschaften, wie man das so von den japanischen Touribussen in Heidelberg kennt, sondern mit Leuten, die wie ich was erleben wollten.


So war unser erster Stopp auch gleich mal etwas ganz Besonderes: Sandboarding. In den Dünen einer der vielen Wüsten Westaustraliens ging's erst anstrengend hoch und dann umso schneller wieder runter. Eigentlich wie beim Skifahren ohne Lift, nur dass man hier nicht mal richtig stürzen musste, um den Sand überall (!!) hin zu bekommen und ihn dank Sonnencreme auch erst unter der Dusche am Abend wieder los zu werden.


War trotzdem ein Riesenspaß. Nebenan schanzten die Trikes, Quads und Sandbuggys durch die Gegend.


Den nächsten Stopp machten wir in einem kleinen Nationalpark, wo es Koalas und Longneck Turtles (Langhalsschildkröten) zu bestaunen gab.


Die wurden natürlich nach bestem Touristenbrauch ausgiebig fotografiert.


Zum Sonnenuntergang erreichten wir die berühmte Pinnacles Dessert, wo tausende dieser Steine rumstehen.


Sie sind die Kalksteinüberreste von Termitennestern, die bis zu fünf Meter aus dem Boden ragen - soweit das Auge reicht.


Am nächsten Tag ging's tierisch weiter.


In der australischen Version eines Streichelzoos (Sanctuary) konnte man nicht nur Kamele ...


... und Kängurus füttern, ...


(Kängurus sind soooooo süß und gaaaaanz weich.)


... sondern auch nach Belieben Schlangen über sich kriechen lassen.


Das hier ist ein Baby-Boa. Die erwürgt einen zwar, wenn sie erwachsen ist, hat aber dafür kein Gift in ihren Zähnen.


Ich fand's jedenfalls toll wie die Schlangen sich angefühlt haben (ganz kühl, weil kaltblütig) und habe keine ausgelassen.


Es gab auch noch andere Tiere wie Papageien, Emus, Steinböcke und absurderweise Rehe.


Auf der Fahrt weiter nach Norden kamen wir an den Horizontal Trees vorbei. Wenn ich mich richtig erinnere, bläst hier der Wind nachmittags so stark vom Meer her, dass die Bäume sich einfach anpassen müssen.


In Geralton der zweitgrößten Stadt Wertaustraliens (23.000 Einwohner) wurde erstmal Proviant gebunkert und noch eines der in vielen australischen Kriegsdenkmälern angeschaut. Obwohl ich diese eigentlich verabscheue, geben sie fototechnisch oft einiges her.


Nach dem Mittagessen gab's dann ein besonderes Schmankerl.


Mitten im öden Land von Westaustralien hat ein früherer Farmer und Mathematiker sein Land in einen eigenen unabhängigen und international anerkannten Staat umgewandelt. Es ist ein äußerst kurioser Fall australischen Rechts, dessen Beschreibung hier den Rahmen sprengen würde. Jedenfalls hat er sich selbst zum Prinz und seine Frau zur Prinzessin gemacht. Er ist kein König, weil er wie die Australier die englische Queen als Staatsoberhaupt anerkennt. (Die spinnen, die Australier - und Kleinstaatler.)


Das Land heißt Hutt River Province und ist so groß wie Hongkong.


Es hat seine eigenen Briefmarken und Geldscheine, die aber eher ein Touristensouvenier sind.


Hier stempelt die Prinzessin gerade meinen Reisepass für das Visum. Wir mussten uns alle das Lachen verkneifen. Wir wollten ja keinen Ärger mit den 40 Mann zählenden "Streitkräften" riskieren, die aber gerade sowieso nicht da waren.


Auch wenn das Ganze schon sehr skurril war, muss ich zugeben, dass ich die Vorstellung mein eigenes Land zu haben schon immer aufregend fand. Zum Träumen ließ es der Prinzenthron allerdings an Gemütlichkeit fehlen.


Der Thron steht in der Kapelle, wo das gläubige Paar sich so einige Bilder von biblischen Szenen hat malen lassen. Die Jünger rechts unten tragen dabei die Gesichter ihrer Söhne.


Nachdem wir den Herrschaftsbereich von Prinz Leonard wieder verlassen hatten, ging's erstmal an die Küste für einige spektakuläre Klippen.


Es ist ähnlich wie an der Südküste Viktorias wo die Great Ocean Road entlang führt. (siehe Trip mit Kathrin)


Tag drei führte uns in den Kalbarri National Park.


Die tiefen Schluchten luden nicht nur zum Wandern ein ...


... sondern auch zum "Abseiling". Auch wenn das Wort wie aus der RTL Samstagnacht Show klingt (Extrem-___-ing), benutzen das die Australier wirklich, und es wird z.B. auch an meiner Uni angeboten.


So ging's also 50 Meter senkrecht die Felswand hinunter. Rückwärts (siehe Bild) war es ein Riesenspaß. Man drückt sich von der Wand mit den Beinen weg und läßt das Seil durch die Hände gleiten bis man wieder an die Wand schwingt. Vorwärts dagengen mit dem Gesicht voran ist es nicht nur hundertmal beängstigender, sondern auch viel unangenehmer. die Abdrücke vom Gurt habe ich jetzt noch an den Hüften.


Mit 2,0 Promill Adrenalin im Blut ließen wir's bei der Wanderung durch die Schlucht etwas ruhiger angehen. Der Junge im Vordergrund ist übrigens ein Ami, der gerade erst ein Jahr lang im Irak als Soldat war.


Zigmillionen Jahre in Stein.


Spektakulärer Naturbogen aus Stein: Natures Window.


Nach dem Kinderkram mit Seil versuchte ich mich zum Abschluss noch etwas im Freeklimbing. Lässig!

Unser nächstes Ziel war das UNESCO Weltnaturerbe von Shark Bay.


Dort gibt es einige Besonderheiten zu bestaunen. Erster Stopp waren die Stromatolithen von Hamelin Pool. Obwohl sie wie einfache Steine und unspektakuläre dazu aussehen, sind sie die seltenen Vertreter der ältesten Lebewesen der Erde. Sie haben sich seit etwa zweimilliarden Jahren kaum verändert. In ihnen haben auch wir Menschen unseren Ursprung. Die Lebewesen selbst kann man nicht sehen - es sind Bakterien - sie bilden aber in sehr langer Zeit diese Steine, von denen die meisten bei unserem Besuch wegen der Flut unter Wasser lagen. Die Stromatolithen hier sind zwar "nur" einige tausend Jahre alt, allerdings gibt es auf der ganzen Welt nur sehr wenige Stellen, wo sie überhaupt noch leben.


Mit einem wunderschönen Sonnenuntergang über dem Indischen Ozean endete dieser Tag mit Stil.


Am nächsten Morgen besuchten wir die Delphine von Monkey Mia.


Die Tiere sind wild und leben dort natürlich. Vor einigen Jahrzehnten hatte eine Anwohnerin sie gesehen und gefüttert. Das wiederholte sie dann täglich und die Delphine kommen bis heute, um sich den ein oder anderen Fisch abzuholen. Leider ist es inzwischen ein kleiner Rummel geworden.


Sie kommen wann sie Lust haben und streichen einem um die Beine bis sie was zu fressen bekommen.


Eigentlich ein nettes Spektalel, wenn es nicht gerade in Strömen regnet. Ohne Regenschutz blieb einem dann die Wahl, seine ganzen Kleider durchweichen zu lassen oder, wie ich es vorzog, in Badehose sich duschen zu lassen. Leider war es kühl, und der Wind tat sein Bestes es mir ungemütlich zu machen.


Ich hatte wohl ordentlich Glück, dass ich mich nicht erkältet habe.


Auch das Fotografieren gestaltete sich schwierig.


Nur die metergroßen Pelikane posten geduldig...


... und kratzten sich lustig als der Regen aufgehört hatte.


Trüb und regerisch war's allerdings weiterhin, als wir am Nachmittag am Shell Beach ankamen.


Der ganze Strand besteht aus winzigen Muscheln. Eine weitere Besonderheit ist, dass das Wasser hier extrem salzig ist. Dank schlechtem Wetter habe ich allerdings auf das Zeitung-sitzend-im-Wasser-lesen-Experiment verzichtet.


Dafür ließen sich andere in Muscheln begraben.


Die folgende Nacht sollte etwas Besonderes sein. Wir verbrachten sie auf einer Schaffarm im Nichts (Outback), wo wir uns erstmal das Duschwasser heizten.


Auf der Suche nach Feuerholz fand ich über zehn tote Schafe in der Gegend rumliegen.


Schließlich gab es ein feines auf dem Feuer zubereitetes Essen.


Und da eine Dänin ihre Gitarre dabei hatte, wurde es ein richtig schöner Lagerfeuerabend. Nachdem der Generator abgestellt war, hörte man nur noch manchmal in der Ferne einen Roadtrain (siehe Kultur & Kuriositäten) vorbeirauschen.


Da es nachts doch noch aufgeklart hatte, zogen wir unsere Betten aus den Schuppen, wo sonst die Schafscherer untergebracht sind, ins Freie und verbrachten die Nacht unter den Sternen.


Der fünfte Tag begann früh vor Sonnenaufgang, da wir ziemlich viel Strecke zu bewältigen hatten.


Nach Norden hin wurde das Land immer dünner besiedelt und das selbst für australische Maßstäbe.


Nur ein Funkmast alle hundert Kilometer ...


... Überbleibsel aus Goldrauschzeiten...


... und einsame Tankstellen lagen an diesem Morgen auf unserem Weg.


Das Sitzen in unserem mit 17 Leuten voll bepackten Bus wurde auch nicht angenehmer, so dass man um jeden Stopp dankbar war.


So zum Beispiel an einem einfachen Schild, das anzeigte, dass wir den südlichen Wendekreis (der Sonne) überquerten und somit in die Tropen (geographisch nicht klimatisch) eintraten.


Wir fuhren die zweitlängste gerade Straße der Welt. (Die längste befindet sich ebenfalls in Western Australia und durchqueert die Nullabor Wüste im Süden.)


Entlang der Straße tauchten immer mehr dieser etwa zwei Meter hohen Termitenhügel auf, wie ich sie vorher schon im Norden des Northern Territory gesehen hatte. (vgl. Alice Springs to Darwin)


Um Mittag kamen wir dann endlich in Coral Bay an, einem wunderschönen Strand, von dem aus man das nur hundert Meter entfernte Ningaloo Riff abschnorcheln und sich dabei einen ordentlichen Sonnenbrand auf dem Rücken holen kann. Das war eine feine Sache. In dem seichten Wasser relaxten wir nach dem Mittagessen noch etwas bevor es zu unserem Ziel nach Exmouth weiterging. Ohne Wellen macht mir das Meer aber immer nur halbsoviel Spaß. Mal eine Runde zu surfen hätte das Ganze perfekt gemacht.


Nach der ersten Nacht in Exmouth ging's morgens wieder an den Strand, um dieses Mal das Nordende des Korallenriffs unter die Tacherbrille zu nehmen.


Die Stömung in Turquois Bay treibt einen dabei parallel zum Strand über die Korallen hinweg, die nur ein bis zwei Meter unter einem wachsen. Neben Schwärmen buter Fische und Stachelrochen, konnte man, wenn man Glück hatte, auch Riffhaie sehen. Die sind mir aber leider entgangen.


Trotzdem konnte ich nochmal ordentlich die Seele baumeln lassen, bevor mich in Sydney wieder Unistress und herbstliches Wetter erwarteten.


Zum gemeinsamen Abschluss der eigentlichen Tour fuhren wir am späten Nachmittag in den Cape Range National Park, um noch ein paar spektakuläre Ausblicke zu genießen. Auf dem Weg dorthin gab's noch wilde Pferde zu sehen.


Bei der Landschaft kam ich natürlich fotografisch nochmal voll auf meine Kosten.












Unserem Tourguide schien die Sonne aus dem Arsch (vgl. "From dusk till dawn"). Er war echt ein super Kerl, Fahrer, Koch, Lehrer und Vater in einem. Er ist auch der Besitzer des kleinen Unternehmens, das nur zwei Busse hat. An diesem Abend wurde das einjährige Bestehen der Firma mit Sekt begossen.


Aber besonders meine Gruppe hat mir die Reise so unvergesslich gemacht. (Für die Statistik: außer mir eine Deutsche, ein Waliser, vier Amis, zwei Kanadier, eine Japanerin, eine Dänin, ein Franko-Schweizer, eine Holländerin und vier Engländer.) In sechs gemeinsamen Tagen wächst man eben schon zusammen. So war es natürlich traurig einen Teil der Gruppe in Exmouth zurück zu lassen.


Die sechs Leute, mit denen ich den größten Spaß hatte, blieben mir aber noch für die eineinhalbtägige Rückfahrt erhalten. Besonders mit den drei Amimädels und der Holländerin, die zusammen in Perth studieren, wurde es nie langweilig (oder ruhig).


So wurde am letzten Abend nochmal tief ins Glas geschaut (vor allem vom Welshman, siehe Foto).


Für mich ging's dann direkt nach der Ankunft in Perth am Montag an den Flughafen und in mehr als sech Stunden (wegen Zeitverschiebung) zurück nach Sydney.

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